YES!WEEKLY #05
Krebs und Corona – Prof. Niederwieser – Termine – CALL-IN „Was leisten Selbsthilfe-Initiativen“ –
Ohrwürmer – Social Start-ups – Real Life Guy – Franzi
Liebe Freundinnen und Freunde, wir befinden uns mitten in einer Pandemie. Es ist notwendig, auf Distanz zu gehen in diesen Tagen. Wie den meisten Menschen, die ich kenne, gefällt auch mir nicht, dass und wie umfassend ich meine Sozialkontakte einschränken muss. Das ist nicht schön. Aber: Selbstverständlich schütze ich die Menschen in meiner Umgebung.
In den vergangenen Monaten ist spürbar geworden, dass wir alle in einer Solidargemeinschaft zusammenleben. Dass wir in unserer Gesellschaft darauf angewiesen sind, aufeinander zu achten und respektvoll miteinander umzugehen. Angehörige von Krebspatient*innen kennen das. Ich bin an der Seite meines an Leukämie erkrankten Mannes einen schweren Weg gegangen. Vom Tag der Diagnose an waren mein Sohn und ich mitverantwortlich dafür, mögliche Infektionen zu verhindern. Masken tragen, Hygiene halten, soziale Kontakte meiden – für Krebspatient*innen und ihre Angehörigen ist das Alltag. Unser Sohn war damals im Abitur, mehr als ein halbes Jahr lang durfte er keine Freunde nach Hause einladen. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung habe ich kein Verständnis für diejenigen, die sich gegen behördlich erlassene Schutzmaßnahmen wie beispielsweise eine Maskenpflicht wenden: Sie stellen ihren Drang nach Selbstverwirklichung über das Interesse der Allgemeinheit und gefährden so wissentlich ihre Mitmenschen.
In YES!WEEKLY #05 dreht sich alles um den Themenschwerpunkt Krebs und Corona. Wie in der vergangenen Woche angekündigt, bleiben wir aktuell. Weil so viel los ist zurzeit. Ohnehin haben wir uns entschieden, in YES!WEEKLY neben dem Themenschwerpunkt jeder Ausgabe zunehmend noch mehr Neuigkeiten zu präsentieren. Mehr News im Letter, wenn man so möchte: Ab heute schauen wir verstärkt über unseren Tellerrand hinaus. Wir haben mit Prof. Dr. Dr. Dietger Niederwieser über Maskenpflicht und Corona-Schutzimpfungen gesprochen, beleuchten die Podcast-Szene für an Krebs erkrankte Menschen und stellen Social Start-ups von Krebspatient*innen vor. Ich danke Franzi für ihre starke YES!APP-Geschichte, zudem kündigen wir Veranstaltungstermine an – und noch einiges mehr.
Wie man Krisen gemeinsam bewältigt und Verantwortung für eine bessere Zukunft übernimmt: Darum geht es in dieser Ausgabe von YES!WEEKLY. yeswecan!cer steht für Zusammengehörigkeit, für Gemeinschaft. Für die Mission, das Thema Krebs in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Das ist mir wichtig. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen.
Simone Adelsbach
Leitung Content-Entwicklung von yeswecan!cer
Bitte schon jetzt vormerken: Die nächste YES!CON findet am Wochenende 18./19.9.2021 statt. Alle News dazu natürlich demnächst auch immer hier in YES!WEEKLY
DREI FRAGEN AN: PROF. DR. DR. NIEDERWIESER
Prof. Dr. Dr. Dietger Niederwieser ist einer der international renommiertesten Krebsforscher. Er ist derzeit Professor in Kaunas/Litauen, in Aichi/Japan und in Asuncion/Paraguay. Er hat mehr als 500 wissenschaftliche Publikationen in internationalen Topjournals veröffentlicht und ist einer der am meisten zitierten Autoren im Bereich der Krebsforschung in Europa. Zudem ist er Vorsitzender des Advisory Board, des Beirates von yeswecan!cer. Er war 20 Jahre lang Chefarzt der „Hämatologie und Internistischen Onkologie“ in der José-Carreras-Klinik des Universitäts-Klinikums (UKL) Leipzig. Prof. Niederwieser ist ehemaliger Präsident der „Europäischen Gesellschaft“ (EBMT) sowie des weltweiten „Netzwerks für Blut- und Knochenmarkstransplantationen“ (WBMT); er war über viele Jahre Präsident der „Ostdeutschen Studiengruppe für Hämatologie und Onkologie e. V.“ (OSHO) sowie Mitglied des Ausschusses für neuartige Therapien (CAT) in der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Prof. Niederwieser hat die Lateinamerikanische und die Afrikanische Stammzelltransplantationsgesellschaft (LABMT und AFBMT) gegründet.
yeswecan!cer: Guten Tag, Prof. Niederwieser. Sie sind Botschafter von yeswecan!cer. Wir befinden uns mitten in einer Pandemie. Sie haben jahrzehntelang in intensivem Kontakt mit Forscher*innen auf der ganzen Welt zusammengearbeitet – und Sie beobachten vor diesem Hintergrund, wie staatliche Beschränkungen zurzeit in Deutschland debattiert werden.
Deshalb die erste Frage: Warum ist es in der Corona-Pandemie so wichtig, eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen?
Prof. Niederwieser: Ihnen auch einen guten Tag. Also die Mund-Nase-Bedeckung sorgt dafür, dass selbst kleinste Viruspartikel nicht über die Atemwege in den Körper eindringen können. Das ist nicht nur allgemein bekannt, sondern auch durch unzählige Tests wissenschaftlich erwiesen. Patient*innen nach einer Stammzelltransplantation tragen diese Bedeckung beispielsweis über 6 Monate, damit sie bei einem nicht funktionierenden Immunsystem keine Infektionen erleiden. Das hat sich weltweit so durchgesetzt und ich selbst kann das nach meiner Erfahrung mit über 5.000 Patient*innen bestätigen. Außerdem tragen weltweit mehr als 80.000 Patient*innen pro Jahr nach einer Transplantation für 6 Monate eine Gesichtsmaske, wodurch das Infektionsrisiko nachweislich gesenkt werden konnte.
Aber individuelle Freiheit endet genau Ich verstehe überhaupt gar nicht, was Maskengegner mit ihrem Protest motiviert. Die Behauptung, es gehe um Freiheit, kann ich nicht nachvollziehen. Denn die Freiheit jedes Einzelnen hört doch dort auf, wo ich andere gefährde. Ich finde es ja gut, dass in unserer Gesellschaft jeder machen kann, was er oder sie möchte. dann, wenn ich andere Menschen anstecke und krank mache. Auch Krebspatient*innen schützen sich bei vielen Therapieformen während der ersten 6 Monate einer Behandlung. Die Maske ist zur Routine geworden und stellt auch keine wesentliche Belastung und Einschränkung dar. Ich selbst habe auch schon vor der Pandemie eine Maske getragen, wenn ich verschnupft war und mich mit Patient*innen getroffen habe. Außerdem gibt es auch Auswertungen, dass Länder mit Maskenpflicht besser die Pandemie überstehen als Länder ohne Maskenpflicht.
yeswecan!cer: Warum ist es ratsam, sich impfen zu lassen?
Prof. Niederwieser: Weil das die einzige Möglichkeit ist, nicht infiziert, also nicht krank zu werden. Durch die so genannte Impfantwort wird das Immunsystem des Körpers gegen das Virus geschult. Durch diese dann sofort zur Verfügung stehende Immunreaktion werden wir bei einer Infektion geschützt.
Wir sind in einer glücklichen Lage: Dass so schnell ein Impfstoff gegen Covid-19 zur Verfügung stand, kommt einer kleinen Revolution gleich. Zwar ist die Methode nicht neu, die bei der Entwicklung der Impfstoffe angewendet wurde – man arbeitet bereits seit Jahrzehnten an diesem Konzept. Aber sie wurde noch nie in dieser Größenordnung praktiziert. Die Methode hat den Vorteil, dass Impfstoffe schneller als mit den bisherigen Methoden bereitgestellt und auch in großen Mengen produziert werden können. Krebspatient*innen werden in Zukunft nicht nur vom Impfstoff, sondern auch von dieser Methode profitieren: Weil die Oberflächen von Krebszellen dem Virus nicht unähnlich sind. Das ist vielleicht das – wenn man so will – Positive an Corona: Erste Studien machen große Hoffnung darauf, dass wir dank dieser Revolution auch in der Krebsforschung weitere Fortschritte machen werden.
yeswecan!cer: Was müssen Krebspatient*innen beachten, bevor sie sich impfen lassen?
Prof. Niederwieser: Impfungen sollen nur bei intaktem Immunsystem vorgenommen werden – sonst kann keine Impfantwort erfolgen. Was bedeutet intakt? Es muss eine ausreichend große Anzahl weißer Blutkörperchen vorhanden sein. Leider lässt sich nicht allgemein gültig sagen, welche Krebsart in welcher Phase der Therapie eine Impfung zulässt. In jedem Fall gilt es, in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt genau zu prüfen, ob genügend weiße Blutkörperchen vorhanden sind. Ob und wann im diagnostisch-therapeutischen Verlauf einer Krebsbehandlung, in einer stabilen Phase der Behandlung, eine Impfung gegen Covid-19 möglich ist, kann nur ganz individuell mit Blick auf den konkreten Einzelfall entschieden werden. Besondere Aufmerksamkeit ist eigentlich nur bei Allergikern geboten. Doch selbst bei Allergikern kann unter sehr strengen ärztlichen Bedingungen eine Impfung vorgenommen werden. In 99,9 % aller Impfungen ist das Verfahren sicher. Bis auf die allergischen Nebenwirkungen sind keine schwerwiegenden Komplikationen in einer sehr großen Zahl beobachtet worden.
Viele exzellente Wissenschaftler*innen haben bei der Entwicklung der Impfstoffe in bester, weltweit vernetzter Kooperation hervorragende Arbeit geleistet. Bei diesen Forscher*innen müssen wir uns bedanken. Wie bei allen Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal in dieser Pandemie. Ich bin sehr zuversichtlich, wenn ich in die Zukunft schaue.
yeswecan!cer: Danke vielmals, lieber Prof. Niederwieser, für Ihre Zeit.
#dubistnichtallein
KREBS UND CORONA
Alles anders: Weckruf dank Krise
SARS-CoV-2 – ein Virus stellt weltweit das Leben komplett auf den Kopf. In der Corona-Pandemie ist das Gesundheitswesen insgesamt mit neuen, zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. Und an seine Grenzen gestoßen. Für an Krebs erkrankte Menschen bedeutet das: Während die Betreuung von bereits diagnostizierten Krebskranken derzeit weitestgehend ohne Engpässe gewährleistet bleibt, müssen einige Untersuchungen zur Früherkennung und weiteren Abklärung für eine Zeit zwangsweise ausgesetzt werden. Expert*innen zeigen sich besorgt: Sie befürchten, dass es zu entscheidenden Verzögerungen kommen kann. Denn Tumore bilden sich ja auch während und trotz der Corona-Pandemie.
Dabei sind Krebspatient*innen durch das neuartige Virus besonders gefährdet. Und deshalb sind viele Betroffene verunsichert: Wie wirkt sich das Virus auf die Krebstherapie aus? Gehöre ich ganz persönlich überhaupt zur Risikogruppe? Und was muss ich jetzt mit oder nach meiner Krebserkrankung im Alltag beachten? Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums aktualisiert in seinem Internetportal regelmäßig Antworten auf die drängendsten Fragen zum Thema Corona und Krebs.
Krebs nach Corona: Ein Wake Up Call?
Doch die Pandemie hat nicht nur negative Auswirkungen, gerade auch für Krebspatient*innen. Vor allem beim Thema Digitalisierung ist dies in den vergangenen Monaten überdeutlich geworden: Bei einem Thema, mit dem sich Deutschland bislang vergleichsweise schwergetan hat. In der Krise ist digitale Kommunikationstechnik zum festen alltäglichen Bestandteil vieler geworden. Für das deutsche Gesundheitswesen bedeutet die Krise geradezu einen Weckruf: Durch die Krise wird deutlich, welche besonderen Möglichkeiten mit der Digitalisierung verbunden sind.
Termine werden mittlerweile wie selbstverständlich online vereinbart: Was nicht nur einfacher und schneller ist – durch digitale Lösungen können vor allem auch Patientenströme viel besser gesteuert werden. In ähnlicher Wese gewinnt man Zeit mittels Telemedizin, die dazu beiträgt, volle Wartebereiche zu vermeiden und räumliche Distanzen zu überwinden. Gesundheits-Apps haben an Aufmerksamkeit und Akzeptanz gewonnen als ein effizientes Mittel, Patient*innen im Umgang mit Beschwerden und Erkrankungen zusätzlich zu unterstützen. Die YES!APP trägt dazu bei, dass sich Menschen trotz Kontaktbeschränkungen untereinander unmittelbar austauschen können. Über das Internet übertragene Medizinkongresse finden guten Anklang: Viele Interessierte nehmen einfach von zu Hause aus virtuell teil. Das spart nicht nur Zeit und Reisekosten – insbesondere kann länger und flexibler auf Inhalte zugegriffen werden, man kann sogar an parallel stattfindenden Veranstaltungen teilnehmen.
Was bringt die Digitale Revolution?
Viele dieser Ideen sind nicht neu. Gewinnen aber an Fahrt. Die Corona-Pandemie hat ein allgemeines, breites Verständnis davon befördert, wie sich Digitalisierung nutzen lässt, um die Grenzen des Gesundheits-wesens zu erweitern: All diese Strukturen können das Gesundheitswesen im Alltag entlasten und durch positive Erfahrungen der Patienten die Akzeptanz für eine digitale Gesundheitskarte, elektronische Patientenakte oder gar ein ganzes Smart Hospital steigern und letztendlich zu deren Durchbruch verhelfen. Davon werden Krebspatient*innen künftig – nach Corona – profitieren. Darüber hinaus beweisen digitale Kommunikationsmittel, wie man sich trotz Distanz nahe bleibt. Aber: Wie genau verändert sich unsere Gesellschaft durch die Digitalisierung so vieler Lebensbereiche?
Neugierig geworden? Das Panel Krebs nach Corona beleuchtete diese und weitere wichtige Fragen während Deutschlands erster digitaler Krebs-Convention YES!CON am letzten September-Wochenende 2020 in Berlin. Namhafte Experten diskutieren: Wer könnte digitale Innovationen vorantreiben? Welche Hürden müssen dabei überwunden werden? Wie lange muss eine Krise andauern, damit sich dauerhaft etwas verändert?
INTERESSANTES
Was Gutes auf die Ohren
Vermeintlich todgesagte leben länger! Kommunikationsformen und -techniken, deren Zeit abgelaufen schien in Zeiten moderner Digitalisierung, erleben eine erstaunliche Renaissance während der Corona-Pandemie. Wir telefonieren wieder häufiger. Podcasts – schon seit einigen Jahren im Trend – boomen enorm.
Hier nur ein paar Empfehlungen für Krebspatient*innen:
Krebs-Podcast
Wissen auf den Punkt gebracht, empathisch vermittelt. International renommierte Experten bringen den Hörern komplexe fachliche Themen auf verständliche, einfühlsame und unterhaltsame Weise nahe. Der Krebs-Podcast wird präsentiert von der Deutschen Stiftung Eierstockkrebs in Kooperation mit dem Medienunternehmen BBE Group, widmet sich aber einem breiten Themenspektrum. In der aktuellen Folge übrigens: Krebs und Corona.
DUB-Chefvisite
Der Experten-Podcast „Diagnose: Zukunft“: Jeden Werktag um 10:00 Uhr mit einer neuen Folge spannende Insights zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Auf ein K Wort
Podcast-Geschichten – Krebspatienten ganz persönlich: Hier kommen Menschen zu Wort, die ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit einer Krebserkrankung gemacht haben. Das können Betroffene und ihre Angehörigen, aber auch Ärzte, medizinisches Fachpersonal oder Therapeuten sein. Sie alle berichten im Podcast lebensnah, authentisch und ohne Tabus von ihrem Leben oder ihrer Arbeit mit Krebs.
2 Frauen, 2 Brüste
Was passiert nach der Diagnose Brustkrebs? Gibt es überhaupt ein Leben danach? Ja, sagen die zwei Krebsbloggerinnen Paulina Ellerbrock und Alexandra von Korff. In ihrem Podcast sind sie laut, echt und unverblümt – dabei aber auch augenzwinkernd mit einer guten Portion Humor unterwegs, wenn sie Themen rund um den Krebs behandeln: Mit allen Höhen und Tiefen, denn bagatellisieren wollen sie auf keinen Fall. Es geht um den Alltag zwischen Chemococktail & Legosteinen: Vergangene Woche ist die 50. Folge veröffentlicht worden.
Dies nur eine kleine Auswahl der vielen, guten Angebote. Podcasts sind auch für denjenigen leicht zugänglich, der sich mit dem Lesen schwer tut. Sie sind so beliebt, weil sie nicht nur Informationen, sondern auch Emotionen transportieren. Und genau darum geht in den meisten Podcasts. Sie dienen nicht nur dem regelmäßigen Austausch zwischen Betroffenen, Experten, Angehörigen, Ärzten, Prominenten und Partnern. Krebs soll enttabuisiert, auch schwierige Themen sollen offen angesprochen und dadurch die Krankheit dahin gerückt werden, wo sie hingehört: in die Mitte der Gesellschaft.
Aus genau diesem Grund war auch der yeswecan!cer Podcast live: Zum allerersten Mal auf der YES!CON mit den yeswecan!cer-Aktivistinnen Alexandra von Korff und Paulina Ellerbrock. Diese Premiere könnt Ihr in unserer Mediathek nocheinmal nacherleben.
AUSBLICK auf den CALL-IN am 14. Januar 2021
Mutmacher – Was leisten Selbsthilfe-Initiativen?
Wir freuen uns auf den ersten CALL-IN im neuen Jahr 2021 – und hoffen auf möglichst viele Fragen von Euch. Auf folgendes haben wir uns vorbereitet:
Welche Hilfestellungen können Betroffene leisten? Stärkt Hilfe zur Selbsthilfe gleichsam automatisch? Wenn Krebspatient*innen das Gefühl haben „Du bist nicht allein”. Was können Betroffene leisten? Was leisten Ehrenamtliche besser als Fachleute? Und wo haben sie (ihre) Grenzen? Bianca Nawrath im Gespräch mit den #Mutmacher*innen und ihren Geschichten:
Barbara Baysal, Vorsitzende im Bundesverband Selbsthilfe Lungenkrebs e. V.
Andrea Voß, Gründerin des Reiseprojektes „Heldencamper”
Dirk (Don) Rohde, Polizeibeamter, Onkolotse, Gründer der Selbsthilfegruppe „Kopf-Hals-Mund-Krebs“ in Köln
Welche Fragen habt Ihr? Schickt uns bitte alle Eure Fragen per E-Mail – am allerliebsten sind uns maximal 1 Minuten lange Videos an:
call-in@yeswecan-cer.org.
Wer nicht live dabei sein kann, schaut später einfach in die YES!APP oder besucht unseren YouTube-Kanal.
UNBEDINGT BITTE AUCH VORMERKEN
Krebstag Ruhr 2021 am 16. Januar 2021
In der Zeit von 10:30 bis 16:00 Uhr bringt der digitale Krebstag Ruhr 2021 Interessierte mit Pflegefachpersonen, Medizinern, Forschern und dem Patientenbeirat des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) in Essen zusammen. In kostenlosen Vorträgen, Informationsveranstaltungen und Workshops werden unter anderem die Fragen beantwortet:
> Was sind die neuesten Fortschritte in der Krebsforschung?
> Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es am Westdeutschen Tumorzentrum?
> Wie unterstützen wir Sie persönlich bei Fragen rund um eine Krebserkrankung?
> Welche Angebote bieten Ihnen Krebs-Selbsthilfegruppen in der Ruhr-Region?
Hier geht’s direkt zum umfangreichen Programm des Tages: Der in diesem Jahr digital über die Plattform „Zoom“ übertragen wird, um Informationen, Unterstützung, Perspektiven und die Gelegenheit zum Austausch mit den Expert*innen des WTZ zu bieten. yeswecan!cer präsentiert sich im Rahmen der Veranstaltung: Alle Vorträge werden mitgeschnitten und nach der Veranstaltung auf der Internetseite des WTZ zur Verfügunggestellt.
Mamma Mia! Patientenkongress DIGITAL
am 6.-7. Februar 2021
Auch der in diesem Jahr 4. Mamma Mia!-Patientenkongress findet digital statt: Ganz im Zeichen der Aufklärung über die Behandlung von und das Leben mit verschiedenen gynäkologischen Krebserkrankungen. Das Programm konzentriert sich auf die drei Themenschwerpunkte:
> Früher Brustkrebs
> Fortgeschrittener Brustkrebs
> Eierstockkrebs
Darüber hinaus werden Sprechstunde zu Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Vulvakrebs angeboten. Während einer ganzen Reihe so genannter Gesprächsrunden habt Ihr die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit renommierten Expert*innen zu diskutieren. Zwischen den Gesprächsrunden gibt es zahlreiche praktische Tipps: Yoga-Übungen, Meditationen, Achtsamkeitstraining, Tuchbinden, Sport, Ernährungstipps und vieles mehr. Im vergangenen Jahr kamen rund 400 Teilnehmer*innen nach Frankfurt, um sich untereinander auszutauschen oder mit den Expert*innen ins Gespräch zu kommen.
WISSENSWERTES
Alles neu: Und gut – trotz Krebs
Die Diagnose Krebs verändert Lebenswege. Manche Betroffene wollen nach der Heilung nicht mehr zurück in die alte Spur. Sie nutzen die Krise als Chance – erfinden sich und ihre Leben neu. Hier einige Erfolgsgeschichten von Menschen, denen es nicht nur gelungen ist, ihrer Erkrankung zu trotzen, sondern die aus ihr heraus auch etwas Neues geschaffen haben.
Andrea Voß muss gleich zweimal gegen den Krebs kämpfen. Während dieser Zeit gibt es für sie nur einen Sehnsuchtsort – das Meer. Doch mehr als ein Zelturlaub ist für die damals 29-jährige und ihren Mann nicht drin. Trotzdem zehrt die junge Frau von den Erinnerungen an diese unbeschwerten Momente, wenn sie wieder zurück ins Krankenhaus muss. Auf Grundlage dieser Erfahrung gründet Andrea Voß 2016 den Verein „Wir können Helden sein“, der mithilfe von Spenden und Sponsoren jungen Krebspatienten kleine Auszeiten schenkt. Doch damit nicht genug: Sie kreiert das Reiseprojekt Heldencamper für junge Erwachsene mit und nach Krebs: Das einen umgebauten Kastenwagen zur Verfügung stellt, beispielsweise für eine Wochenendtrip während der Chemobehandlung.
Weil sie sich eine Echthaarperücke nicht leisten kann, kommt Brustkrebspatientin Julia Sieckmann auf die Idee der Echthaarbänder: Ein Baumwollband mit Echthaar, das man ohne Wärmestau unter einer Mütze, einem Tuch oder einem Turban tragen kann. Die gelernte Make Up-Artistin liefert Krebspatientinnen damit eine perfekte Alternative zur Perücke in der haarlosen Zeit. Gemeinsam mit der zertifizierten onkologischen Kosmetikerin und Vistagistin Stefanie Hildebrandt vertreibt Julia Sieckmann ihre Produkte unter dem Namen „Weil Du schön bist“.
Wie wichtig mentale Stärke in Krisensituationen ist, hat Marc Chapoutier, alias Knochenmarc, am eigenen Leib erfahren: Zwei Jahre lang ist er mit der Vordiagnose Krebs in Behandlung, eine Stammzelltransplantation kann ihn letztlich retten. Noch im Krankenhaus startet er seinen YouTube-Kanal, auf dem er von seinen Erfahrungen berichtet und über die Kraft des positiven Denkens spricht. Heute vermittelt Knochenmarc seine Resilienz-Techniken als Keynote-Speaker, Autor und Coach; in einem Podcast Das Leben lehrt mich … befragt er Menschen, wie sie es in Ausnahmesituationen geschafft haben, nicht aufzugeben.
Ihr möchtet noch mehr wissen? In unserer Mediathek findet Ihr das Panels Social Start-ups von Krebspatient*innen: Hier könnt Ihr die Menschen näher kennenlernen, die ihre Krise als Chance begriffen und genutzt haben.
TV-TIPP
Real Life Guy: Der YouTuber, der Tod und die Hoffnung
Philipp Mickenbecker ist 23 Jahre alt und YouTuber: Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Johannes erreicht er über den YouTube-Kanal The Real Life Guys 1,25 Millionen Menschen auf der ganzen Welt. In ihren Videos zeigen die beiden, wie sie die verrücktesten Konstruktionen bauen: von der fliegenden Badewanne bis hin zur Wasserrutsche vom eigenen Hausdach. Doch mit der Diagnose Krebs ändert sich alles. Als Philipp 16 ist, wird zum ersten Mal Lymphdrüsenkrebs entdeckt, vor wenigen Wochen erhielt die dritte Krebsdiagnose. Zwei Mal hat er den Krebs bereits besiegt: Doch diesmal lehnt er eine erneute Chemo ab und liegt schon bald im Sterben.
Die Filmemacherinnen Domenica Berger und Stefanie Gromes gehen der Frage nach, wie junge Menschen mit dem Thema Sterben umgehen. Sie zeigen, wie Philipp und seine Freunde versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen, sich gegenseitig zu stützen und an dieser Erfahrung zu wachsen.
Die 44 Minuten lange NDR-Doku läuft in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2021, leider zu später Stunde, nämlich um 00:05 Uhr in der ARD. Die inspirierende Geschichte eines beeindruckenden Mannes, der neben seiner Krebserkrankung noch weitere schwere Schicksaalschläge meistert, könnt schon jetzt jederzeit in der Mediathek des NDR anschauen.
Unser TV-Tipp: Unbedingt sehenswert.
DU BIST NICHT ALLEIN!
YES!APP-Geschichten
Heute eine ganz besondere Geschichte! Franzi hat uns geschrieben:
Hallo, ich heiße Franzi, bin 28 Jahre alt und komme aus Oberbayern. Ich bin im Mai 2019 an akuter myeloischer Leukämie erkrankt. Ich war auf einen Stammzellenspender angewiesen und brauchte im Frühjahr 2020 ein weiteres mal Zellen von meinem Spender, um mein erhöhtes Risiko eines Rezidives zu reduzieren. Ich werde nicht von einem einzelnen, konkreten Kontakt erzählen, den ich über die YES!APP knüpfen konnte. Viel lieber möchte ich erzählen, wie viel mir die unterschiedlichsten Kontakte geholfen haben, mit meinen Empfindungen besser umzugehen.
Mein am stärksten ausgeprägtes Gefühl, das ich während meiner Chemo hatte, war das Gefühl der vollkommenen Zufriedenheit. Ich war geerdet, entschleunigt und zufrieden. Ich hatte meine Eltern um mich herum, zwei wundervolle Schwestern und Freunde, die mir meine Aufenthalte so schön wie möglich gestaltet haben. Ich habe dieses Gefühl der Zufriedenheit auch heute noch, wenn ich dran zurückdenke. Eine Zeit habe ich viel über den Tod nachgedacht. Und selbst, wenn ich daran zurückdenke, bin ich zufrieden. Es war nie so, dass ich nicht mehr wollte. Dennoch war es eine intensive Sache, mich mit nicht mal dreißig mit diesen Fragen beschäftigen zu müssen. Und jetzt kommt die App ins Spiel. Dank der ich selbst bei diesem schweren Thema zufrieden geworden bin.
Ich wollte meine Familie nicht beunruhigen, ihnen nicht das Gefühl vermitteln, dass ich nicht mehr kann. Ich wollte nicht, dass meine Beschäftigung mit dem Tod falsch verstanden wird. Also habe ich in der YES!APP mit anderen Betroffenen über meine Gefühle gesprochen – und war überrascht, weil die meisten ähnlich oder genauso empfunden haben! Ich will nicht sagen, dass es Angst war, falsch verstanden zu werden. Ich wollte meine Familie eher davor beschützen, sich noch mehr Sorgen zu machen, als sie eh schon hatten. Erst Monate später habe ich dann mit meinen Eltern gesprochen.
Ich finde, das dieses große Thema Krebs mit all seinen Facetten aus der Tabuzone geholt werden muss. Dazu gehören auch Empfindungen, die für Angehörige skurril wirken können. Und es braucht die Möglichkeit, über jede Emotion zu sprechen. Ich musste meine Empfindung erst einmal für mich behalten, um sie zu verstehen. Je länger ich alleine drüber nachgedacht habe, desto mehr kam mir mein Gefühl falsch vor. Doch als ich angefangen habe nachzufragen, ob es anderen auch so ging, konnte ich das Empfinden viel besser annehmen. Und ich finde, dass das am wichtigsten ist, um sich der Krankheit zu stellen. Anzunehmen, dass es so ist. Anzunehmen, einen hässlichen ZVK im Hals zu haben. Oder eine Beule unterm Schlüsselbein. Anzunehmen, speziell gemischte Cocktails zu bekommen, Tabletten zu nehmen oder körperliche Veränderungen besser zu verarbeiten.
Es ist wichtig zuzuhören und Empfindungen nicht zu zerreden, die Situationen anzunehmen, sich zu erden und darauf zu besinnen, das Beste aus all dem zu machen, was man durch die Krankheit bekommen hat. Aber vor allem, muss man versuchen, seinen Kopf aufgeräumt zu halten – sonst machen einen die Emotionen völlig wahnsinnig. Je klarer und aufgeräumter man ist, desto leichter fällt es einem, weiter zu machen – und genau da kommt wieder die YES!APP ins Spiel: Denn dort konnte ich durch Gespräche mit Gleichgesinnten meinen Kopf aufräumen.
Dankeschön. Liebe Franzi. Für Deine Geschichte.
#strong2gether
Schickt uns Eure YES!APP-Geschichten!
Welche Begegnungen verdankt Ihr der YES!APP? Welche Freundschaften habt Ihr hinzugewonnen? Wie habt Ihr Euch kennengelernt? Und vor allem: Welche Inspiration verdankt Ihr den Menschen, die Ihr ohne die YES!APP möglicherweise nie kennengelernt hättet?
Bitte teilt Eure Erlebnisse mit uns. Schreibt uns, wie die YES!APP Euch hilft, wie sie Euch stark und mutig macht. Damit wir Eure Geschichten weiter-erzählen können.
Wir freuen uns über jede Mail an news@yeswecancer.org.
WATCHLIST
Die Zukunft nach Corona
Krisen verändern die Welt. Unsere Vorfahren haben sich stets auf neue Umwelten, andere Bedingungen eingestellt. Deshalb hat unsere Spezies den Planeten erobert. Jetzt erfahren wir selbst eine Krise, die alles erschüttert und mitten in unser Leben eingreift. Das Virus verändert unseren Alltag, unsere Kommunikationsformen, die Art, wie wir arbeiten, fühlen und denken. Die Krise fungiert auch wie ein großer Spiegel, in dem wir uns selbst erkennen.
Wie die Corona-Krise die Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln verändert: Das analysiert der Zukunftsforscher Matthias Horx, der sich möglichen Auswirkungen der Corona-Krise stellt. Wie ändert sich die Gesellschaft? Wie reagieren Individuen, Staaten, Familien, Unternehmen auf die Herausforderung? Welche Rolle spielt die Angst vor der Zukunft? Und wie können wir sie in Zuversicht verwandeln? Geht es nach ein paar Monaten so weiter bis bisher? Oder erleben wir einen Kulturwandel, in dem alles seine Richtung ändert und eine völlig neue Zukunft entsteht? Statt einer Pro-Gnose übt Horx mit seinen Lesern die Re-Gnose, die Selbst-Veränderung durch rückblickende Vorausschau – und kommt damit zu überraschenden Ergebnissen. Ein spannendes, lesenswertes Buch. Erschienen im Mai 2020: Schon jetzt ein Bestseller.
Matthias Horx: Die Zukunft nach Corona
Econ Verlag 2020
Hardcover, 144 Seiten
ISBN: 978-3-430-21042-3
€ 15,00 [D] € 15,50 [A]
WEITER GEHT’S …
Die nächste Ausgabe von YES!WEEKLY versenden wir heute in einer Woche am Dienstag, 19. Januar 2021: Freut Euch auf YES!WEEKLY #06 zum Themenschwerpunkt Storytelling. Künftig möchten wir noch mehr Neuigkeiten mit YES!WEEKLY verbreiten: Nicht nur, aber insbesondere auch Veranstaltungstermine. Deshalb die Bitte: Bitte macht uns aufmerksam auf Neuigkeiten, auf die wir hinweisen sollen.
Wenn Euch diese Ausgabe von YES!WEEKLY gefallen hat: Macht bitte Werbung für uns. yeswecan-cer.org/newsletter/
Und schreibt uns, was wir noch besser machen können. Jede E-Mail an news@yeswecan-cer.org wird beantwortet.
Fünf Finger sind eine Faust!
Vielleicht mögt Ihr YES!WEEKLY #05 jetzt gleich sofort direkt einer Freund*in weiterleiten? Das geht mit einem Klick ganz einfach: Newsletter weiterempfehlen